Küsten - Race
- stundenblume3
- 2. März
- 3 Min. Lesezeit
Am Donnerstag stieß Basti zu mir und nach einem Tag "Erholung" in Lima, der Hauptstadt Perus, ziehen wir weiter in kleinere Ortschaften.
Unsere Route führt uns erstmal an der Pazifikküste entlang bis Trujillo. Ein genaueres Ziel haben wir nicht, so dass wir erstmal in einem Collectivo Taxi nach Huacho landen. Schwarz - roter Flitzer, innen wie außen, dicke Plastikledersitze, Flutlicht - Scheinwerfer und den lautesten Auspuff ever. Wahrhaft männlich.
Der Himmel ist grau und wolkenverhangen, die Stadt ist staubig, verstopft mit Autos. Es kostet uns über eine Stunde aus dem Stadtgebiet zu kommen, obwohl unser Fahrer sich alle Mühe gibt, das höchstmögliche Tempo rauszuholen. Im Sekundentakt wechselt er die Spuren: von links, nach rechts, nach links, auf den Standstreifen, in die Mitte, auf der Busspur, Abbiegespur - keine Chance wird vergeudet. Dabei schlägt uns der schlecht eingestellte Bass aus den Boxen im Kofferraum in den Rücken, die Musik dröhnt in unseren Ohren, Abgase und Lärm sickern durchs Fenster und die Hitze drückt vom Autodach auf uns nieder. Wir schaukeln vor und zurück vom harten Beschleunigen und Abbremsen. Bester Fahrer ever.
Endlich auf freier Bahn schießt er über den Highway. Mit ca. 160 km/h brezeln wir richtung Huacho. Nur wenn er meint ein Polizeiauto zu sehen, bremst er ab, um daraufhin sofort wieder zu beschleunigen. Die karge, bergige Wüstenszenerie zieht an den Scheiben des Autos vorbei. Nie zuvor habe ich so eine Landschaft gesehen, geschweige denn Wüste direkt am Meer. Beige und Sandfarben in allen Hell - Dunkelschattierungen lagern sich vor einem knallblauen, ewig weiten Himmel, der bis in den Horizont reicht, übereinander. In die Ferne stetig höher werdende Berge, teils Sanddünen, nur wenig bis gar kein Bewuchs. Ab und zu ein paar Kakteen oder distelartige Gewächse. Gelegentlich bekommen wir einen Blick aufs Meer, es wirkt surreal und dystopisch.

Leider kann ich mich kaum auf das Betrachten dieser faszinierenden Landschaft konzentrieren, da der nette Peruaner die ganze Zeit über versucht, mit mir über Basti hinweg zu kommunizieren. Er hat ein paar gute Tipps, Caral, Thermalquellen und so weiter, doch eigentlich ist mir das bei dem Lärm und der Geschwindigkeit viel zu anstrengend, weshalb ich lächelnd alles bejahe, was er sagt.
Schließlich kommen wir in Huacho an und P. bringt uns in ein Hotel. Zumindest das habe ich zur Hälfte richtig verstanden. Bloß dachte ich, dass er ein bestimmtes kennt. Was er nun macht, hätten wir auch alleine hinbekommen. Lieb ist seine Hilfsbereitschaft dennoch.
Huachos Strand erweist sich als sehr lokal und dreckig. Irgendwie ist mir das zwar sympathischer als die gruseligen Touri-Strände, aber ein Traumstrand ist etwas anderes. Außerdem finden wir so langsam raus wie schwierig es ist, vegetarisches Essen zu bekommen. Vom Vegetarier zu fast täglich Fleisch essen, ist doch ein ganz schöner Schreck für den Magen. Schmecken tut es allerdings! Auch der andere Strand in Huacho, den wir am nächsten Tag besuchen, zeigt sich von einer eher schmutzigen Seite. Immerhin können wir ein paar Männer beobachten wie sie Krabben für Ceviche sammeln und erhaschen eine Ahnung auf die eigentliche Schönheit der Natur beim Betrachten der Klippen.
Erst in Tuquillo bei Huarmey dürfen wir diese Pracht in Gänze bewundern. Dort erhebt sich die Weite der Wüste, die sich Perus Küste entlang zieht, nun endgültig. Ewig weite Berge, von Sand und Gestein bedeckt, füllen den Horizont mit ihrer Unendlichkeit. Sanddünen und das glitzernde Meer schmücken die andere Richtung. Klippen stechen an der Küste hervor, von denen aus man einen Blick in die Ewigkeit bekommt.
Hier sitzen wir, in unserem Rücken ein Gemälde aus einer Fantasiewelt, vor uns das Meer, fast unberührt, kaum Schiffe, Kähne und Kutter.
Und die wenigen Touristen, weitestgehend Peruaner, tummeln sich ausschließlich in einer besiedelten Bucht, in der auch wir eine Hütte gemietet haben. Bis auf drei deutschsprachige Wohnmobile sehen wir keine anderen Weißen und diese besondere Spezies gibt es halt überall.
Und was ist der Haken an all dieser Pracht? Der Pazifik ist hier eiskalt!
In Huanchaco schließlich, dürfen wir nochmal ein ganz anderes Meer bewundern. Weiße Surferboys und blonde Surfergirls, teure Restaurants und Cocktails. Party, die ganze Nacht und Touristen soweit das Auge reicht. Das Meer spült Müll und gescheiterte Surfer-Frischlinge an, dafür erscheint alles andere insgesamt ordentlicher, geregelter, westlicher, städtischer. Auch das hat seine Berechtigung, ist nur nicht so meine Welt.
Alles in allem ist Perus Küste unglaublich Facettenreich und hat mit Caral und der Moche-Kultur um Trujillo herum auch ganz schön viel Geschichte zu bieten.
Kleine Nebeninformation... Das ganze war vor 3 Wochen, inzwischen sind wir in Chachapoyas.
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